Wenn man fliegen möchte, dann tut man das am Neye Flughafen. Oder man kann auch mit dem Auto durch Hämmern fahren. Denn niemand hält sich ernsthaft an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h auf der Hauptstraße. Ich weiß das, weil ich seit fast 35 Jahren direkt an der Straße wohne. Insbesondere in der Nacht, wenn „Autopiloten“ nicht durch „Schleicher“ gebremst werden, fliegen die Autos und LKW geradezu durch die geschlossene Ortschaft.
Auf der Hauptversammlung des Bürgervereins wurde auch über den neuen Kreisverkehr gesprochen. Die Meinung der Anlieger war, dass sich der Kreisverkehr nicht beruhigend auf die wilde Fahrerei ausgewirkt hat. Da freut es einen ganz besonders zu hören, dass das Land NRW den Kreisverkehr wie einen Kreisverkehr für Außerorts gebaut hat und nicht für Innerorts. Wieso auch? Ist ja nur Hämmern, da „hämmern“ sozusagen die Motoren. Jetzt umso mehr, denn die Autos müssen ja nach der Schikane wieder auf moderate Mindestreisegeschwindigkeit von 65 km/h gebracht werden.
Interessieren tut das allerdings nur die wenigen Seelen, die direkt an der Hauptstraße wohnen. Ab 40 m Abstand ist man bereit, Leben und Fahren zu lassen. Man hört nichts und sieht nichts und wenn man die Straße mal braucht, dann kann man selbst Gummi geben.
Bei den verkehrsberuhigten Straßen wie dem Jostberg verhält es sich nicht besser. Eine sogenannte „30er Zone“, die den Namen nicht verdient. Ich weiß das, denn ich wohne seit 35 Jahren auch an dieser Straße. Ich bin sozusagen mit Straßen gesegnet. Niemand, nein wirklich niemand, hält sich an die 30er Zone. In der Versammlung des Bürgervereins konnte man den Grund dafür hören: der Straßenbau sorgt nicht für ein „Zonenbewusstsein“ der Autofahrer. Abhilfe (in Form von „Geschwindigkeitshubbeln“, „Blumenkästen“ oder fest installierten „Blitzen“) würde Geld kosten, das überall fehlt. Der Vorschlag eines Mitgliedes, das Zonenbewusstsein der wilden Raserei selbst zu schaffen und zu finanzieren, wurde mit einer abwinkenden Geste und dem Satz „zu viele Genehmigungen“ als erledigt erklärt.
Wir Anlieger dürfen uns aber auch freuen: die Strecke Altenholte bis Kleppersfeld wird bald generalsaniert, mit bester Asphaltqualität. Da lohnt sich für viele Pendler der Umweg (Es sind 500 m mehr als über Kobeshofen!!) über das Land. Aber natürlich nicht mit 30 km/h, sondern mit „vernünftiger“ Geschwindigkeit. Wir Anlieger dürfen dann die Autos beim Rauschen bewundern und danach kratzen wir mit einem Spaten und einer schwarzen Tüte unsere Haustiere vom frisch verlegten Asphalt. Unseren Kindern werden wir beibringen, dass die 30 da zwar steht und dass das eigentlich langsamer ist, als die Autofahrer fahren, aber ansonsten ist es kein Problem: einfach aufmerksamer sein und schneller über die Straße rennen. Sonst ereilt einen das Schicksal von Mautzi III, der Katze. Und Mautzi II. Und…
Tun kann man ja nichts, denn Geld und Bürokratie sind zwei hervorragende Gründe, die gegen die Vernunft sprechen. Aber wir Anlieger sollten möglicherweise unsere Autos weniger rücksichtsvoll parken. Wussten Sie, dass ein Auto auf dem Bürgersteig nichts verloren hat? Genau. Anlieger frei!
Übrigens kann der Bürger beim nächsten Blitzmarathon mit wählen, wo dringend geblitzt werden muss. Allerdings steht Hämmern nicht zur Auswahl. Hämmern ist da wie eine deutsche Autobahn. Nach oben gibt es kaum Grenzen.
– M. Nassenstein (zorniger Anlieger)